130 Jahre IN VIA Würzburg – Frauen stärken, Wege eröffnen
Vom Mädchenschutzverein zum modernen Sozialverband
Würzburg. 130 Jahre Engagement für Frauen und soziale Gerechtigkeit: der katholische Verband IN VIA Würzburg feierte am Freitag, 31. Oktober, ein besonderes Jubiläum. Was 1895 als Marianischer Mädchenschutzverein begann, ist heute ein moderner Sozialverband, der Menschen in vielfältigen Lebenslagen begleitet – von der Jugendhilfe bis zur Bahnhofsmission.
Feier mit Segen, Impulsen und Erinnerungen
Unter dem Motto „Vergangenheit würdigen, Gegenwart genießen, Zukunft gestalten“ kamen Gäste, Mitarbeitende und Weggefährt:innen im neu gestalteten Haus am Berliner Ring zusammen.
Domkapitular Clemens Bieber segnete die Räume – „ein Lebensraum, damit sich Leben entfalten kann“ – und würdigte das Engagement der rund 60 Mitarbeiterinnen: „Ihr Herz brennt für ihre Aufgabe und für die Menschen, die Ihnen anvertraut sind.“
Bei der Jubiläumsfeier überreichte er zwei Zeichen zur Orientierung: eine Bibel und ein Kreuz.
Beirätin Sr. Anna Maria von den Ritaschwestern brachte einen besonderen Akzent ein: Aus den Anfangsbuchstaben von IN VIA formulierte sie einen geistlichen Impuls, der die Haltung des Caritas-Fachverbandes widerspiegelt – von I wie Idee N wie Not sehen, über V wie Vertrauen schaffen, I wie Immerwährend begleiten bis zu A wie Augen öffnen.
Judith Roth-Jörg, Bürgermeisterin und langjährige Wegbegleiterin, betonte in ihrem Grußwort: „IN VIA geht mit der Zeit und greift aktuelle Problematiken auf.“
Ihre guten Wünsche konnten die Gäste symbolisch auf einem Wunschbaum platzieren, den die Mitarbeiterinnen gestaltet hatten.

Fokus auf den Schutz und die Rechte von Frauen.
Während es Ende des 19. Jahrhunderts junge Frauen waren, die im Zuge
der Industrialisierung vom Land in die Stadt kamen und Schutz vor Ausbeutung oder Menschenhandel brauchten, richtet sich die Arbeit heute an eine breite Zielgruppe: Frauen mit Migrationsgeschichte, an Mädchen und Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihrer Herkunftsfamilie leben können und Menschen in schwierigen Lebenssituationen.
In mehreren Wohngruppen und im betreuten Einzelwohnen finden 40 sieben- bis 21-Jährige Schutz, Struktur und Perspektive.
„Unsere Wohngruppen sind nicht einfach ein Dach über dem Kopf – sie sind Orte des Ankommens und Wachsens“, sagte Martina Fallmann in ihrem Rückblick auf Geschichte und Gegenwart. Im Jubiläumsjahr konnte das Angebot sogar erweitert werden.
Darüber hinaus bietet IN VIA spezialisierte Hilfen, etwa in der Beratungsstelle zur weiblichen Genitalverstümmelung (FGM_C) oder in der neuen Teilgemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Frauen mit und ohne Kinder, die aufgrund (geschlechtsspezifischer) Gewalterfahrung und/oder Trauma nicht gemeinsam mit Männern untergebracht werden können – dem einzigen derartigen Schutzraum in Unterfranken.

Bahnhofsmission als zentraler Anker
Die Verbindung zur Bahnhofsmission bleibt ein Herzstück der Arbeit: Als Co-Trägerin der Bahnhofsmission Schweinfurt führt IN VIA Würzburg fort, was Pionierin Ellen Ammann, Gründerin der ersten katholischen Bahnhofsmission in München, einst begonnen hat.
„Menschen in Bewegung zu begleiten – unabhängig von Herkunft oder Religion“, so Martina Fallmann. „Wir arbeiten nicht für, sondern mit Menschen: Wir begleiten, stärken und eröffnen Wege.“


Mit Zuversicht nach vorn
„IN VIA Würzburg bleibt in Bewegung – so, wie unser Name es sagt: auf dem Weg“, erklärte Fallmann zum Abschluss. „Gemeinsam mit vielen engagierten Menschen gehen wir weiter – für Teilhabe, Gerechtigkeit und Empowerment.“
Mehr Informationen gibt es auf der Homepage https://www.invia-wuerzburg.de/.
(Text: IN VIA Würzburg/Annette Bieber)